Die radiale Qualität (Rundheit) und Konsistenz von Golfschäften

im Original von Russ Ryden, Fit2Score auf www.golfshaftreview.info

Nachdem ich ein Video über die Ausrichtung von Schäften veröffentlicht hatte, bekam ich sehr viele Rückmeldungen, die mich veranlassten das Thema zu vertiefen. Aus vielen Diskussionen und Forschungen habe ich gelernt, dass das SST Puring Konzept von der USGA nur erlaubt wurde, weil dadurch die Schaftausrichtung ermittelt werden konnte, die es ermöglichen sollte einen Schaft so einzubauen, dass er sich wie ein idealer runder Schaft spielt. Es gibt eine Regel, dass Golfschäfte rund sein müssen.
Zu der Zeit als die SST Puring Methode entwickelt wurde, waren Schäfte nicht immer rund. Viele Schäfte hatten deutliche Abweichungen der Schafthärte je nach Ausrichtung. Je nach Einbaurichtung dieser Schäfte hatten die Golfschläger die Tendenz mit offener oder geschlossener Schlagfläche an den Ball zu kommen. Dieses Verhalten widerspricht der Regel der USGA. Der Prozess der Schaftausrichtung wurde damals erlaubt als Kompensation für die Fertigungstoleranzen.

Die heutigen Schäfte sind im Wesentlichen funktional rund. Eine Ausrichtung der Schäfte bringt keinen Nutzen für den Golfer.

Für die heute produzierten Schäften gibt es eine einfache Grundregel:
Wenn ein Schaft ausgerichtet werden muss, um zu funktionieren, dann gehört er nicht in einen Golfschläger, sondern in die Mülltonne.

Die meisten hochwertigen Golfschäfte sind funktional rund, wenn auch nicht alle. Selbst bei sehr teuren Schäften gibt es seltene Ausreißer, die bei meinem einfachem Qualitätscheck durchfallen.

Es gibt einen einfachen Test. Dazu wird die weiche und die harte Seite eines Schafts ermittelt. Der Schaft wird in einer speziellen Klemme fixiert, am anderen Ende wird ein Gewicht und ein Laserpointer angebracht. Der Schaft wird ausgelenkt und wird in zwei Ebenen stabil in einer Linie schwingen. Die beiden stabilen Ebenen sind ca. 90 Grad zueinander ausgerichtet. Detailliertere Infos können hier nachgelesen werden.

Die Qualität eines Schafts kann durch den Vergleich der Frequenz der weichen und harten Seite des Schafts beschrieben werden. Wenn die Frequenzen gleich sind, oder die Abweichung maximal 1% beträgt, dann ist die Qualität auf Tour Niveau. Sehr gute Qualität für den normalen Golfer endet bei 2% Abweichung.
Der Schaft in der folgenden Abbildung hat eine Abweichung von 3%. Ich habe mit meinem Messinstrument eine Frequenz von 258 cpm und 266 cpm gemessen, das sind 8 cpm Differenz. Das resultiert in einem Unterschied von einem Härtegrad.
Wer hat mit der Messung der Schaftfrequenz als Maßstab für die Härte begonnen? Das System wurde von Dr. Joe Braly und seinem Sohn Kim Braly eingeführt. Kim Braly’s Initialen sind im Namen KBS enthalten. In dem dort eingeführten System sind 10 Cycles per Minute (cpm) der Härteunterschied zwischen einem Rifle 4.5 und einem Rifle 5.5. Damit sind 10 cpm ein Härtegrad. Ein Schaft mit einer Frequenz von 266 cpm in der harten Ebene ist dort ein Stiff Schaft, in der weichen Ebene mit 258 cpm ein Regular Schaft. Der Unterschied von 1% wären 2,6 cpm und damit für Tour Pros einsetzbar. Bei 2%, also 5,2 cpm, ist dann die Grenze für gut funktionierende Golfschläger für normale Golfer erreicht.
Darüber hinaus verhält sich der Schaft spürbar nicht gleichförmig. Dann wäre die Schafhärte Regular am Ende des Rückschwungs, Stiff in der Mitte vom Abschwung und wieder Regular im Treffmoment. Oder eben genau umgekehrt. Der Schaft gehört in die Mülltonne und ist auch nicht in einem Driver mit verstellbarem Hosel verwendbar. Der Driver würde dann auch eine andere Härte haben und verhält sich je nach Schaftausrichtung unterschiedlich.

Range Test

Mark Mannes, unser menschlicher Schwungroboter, hat einige sehr interessante Tests durchgeführt. Ich hatte zwei identische Schäfte mit gleicher Härte und gleichem Gewicht für den Test vorbereitet. Ein Schaft hat keine Abweichung zwischen der harten und weichen Ebene, der andere eine Differenz von 8 cpm. Der Test war als Blindtest angelegt, wir wussten beide nicht, welcher Schaft welche Eigenschaften hatte. Die Schäfte waren 70g Modelle in S-Flex. Mark spielt einen sehr ähnlichen X-Flex Schaft in seinem Driver. Zunächst wurden die Schäfte in Standardposition gespielt, dann in einer um 90 Grad verdrehten Position, was den Loft des Drivers zusätzlich um 1,5 Grad verringert. Die Ergebnisse waren in mehrerer Hinsicht interessant.
Das Bild links zeigt den perfekten Schaft, rechts ist der Schaft mit der 8 cpm Abweichung zu sehen. Die Verteilung der Treffer auf der linken Seite war für beide Ebenen identisch. Bei dem schlechtem Schaft ist ein deutlicher Unterschied zu sehen. Bei der harten Ebene war die Verteilung kleiner, bei der weichen Ebene deutlich größer. Anscheinend funktionierte die harte Seite für Mark deutlich besser. Die korrekte Schafthärte verbessert die Konstanz.
Dieser Test zeigt, wie wichtig ein qualitativ hochwertiger Schaft ist, insbesondere bei den modernen Driver mit den verstellbaren Hoseln. Wenn man keinen hochwertigen Schaft verwendet, dann kann die Verstellung deutlich mehr ändern als nur den Loft.

Hierzu noch einige Anmerkungen von mir (Martin Stecher):
Ich habe in den letzten Jahren unzählige Schäfte vermessen, dabei fallen über 80% der Schäfte in die 1% Kategorie, weitere 10% liegen im Bereich 1%-1,5%, 8% bewegen sich zwischen 1,5%-2% und nur 1-2% der Schäfte sind nicht tauglich. Dabei gibt es Hersteller, die eine sehr gute Qualitätsprüfung haben. Beispiel hierfür sind z.B. die Schäfte von KBS und Nippon Steel. Daten dazu sind immer in den Schaftbesprechungen enthalten.